Wo liegt das Ostseebad Puthagen?

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Ich mag es, wenn die Schauplätze von Romanen real sind, man sie also tatsächlich aufsuchen und die Fiktion mit der Wirklichkeit vergleichen und die spezifische Atmosphäre der Orte spüren kann. So ist mir zum Beispiel immer, wenn ich in der Granitz am Schwarzen See vorbeikomme, ein wenig unbehaglich zumute, denn ich muss an den Rügenkrimi »Der Tod der Königskinder« von Birgit C. Wolgarten denken, in dem dort recht gruselige Dinge passieren. Bei meinem Rügenkrimi »Wer ohne Schuld ist« habe ich lange überlegt, ob ich einen realen oder fiktiven Schauplatz wählen soll. Entschieden haben ich mich schließlich für einen fiktiven, um der Gefahr zu entgehen, dass jemand bestimmte Ereignisse, sich selbst oder andere Personen wiederzuerkennen glaubt, obwohl alle Figuren erfunden sind.

Doch wie sollte dieser Ort heißen? Namen wie Sallin oder Pinz wären zu plump und auch ein bisschen albern gewesen. Puthagen, finde ich, klingt nach Ostsee. Auf Rügen selbst gibt es Putgarten, ganz oben im Norden der Insel beim Kap Arkona gelegen, einen kleinen Ort mit gerade mal zweihundert Einwohnern und ohne Strandpromenade. Und auf der Insel Fehmarn findet sich ein ähnlich klingendes Puttgarden.

Da Puthagen nur in meiner Fantasie existiert, hatte ich die Freiheit, den Ort ganz nach meinen Vorstellungen zu gestalten: Mit einer Konzertmuschel wie in Göhren, einer Promenade wie in Binz und einem Hotel mit einem Pool auf dem Dach, wie es ihn wohl auf der ganzen Insel nicht gibt. So viel Spaß mir das Erfinden und Verfremden auch machte, mindestens genau so gerne begab ich mich auf Recherchetour zum Friedhof von Binz und auf den Marktplatz von Bergen, um beide Schauplätze anschaulich beschreiben zu können.

Und dann musste ich noch klären, wo genau dieses Puthagen eigentlich liegt. Es gibt zum Beispiel Szenen mit Autofahrten, und um die schreiben zu können, musste ich zumindest für mich selbst dessen geografische Lage kennen. So habe ich es einfach in die Mitte zwischen Binz und Prora gesetzt, auch wenn es da möglicherweise jetzt etwas eng wird.

Puthagen soll symbolisch für die vielen Orte an der gesamten Ostseeküste der ehemaligen DDR stehen, die von der »Aktion Rose« betroffen waren.

8 Gedanken zu “Wo liegt das Ostseebad Puthagen?

  1. Im ersten Moment war ich etwas verwirrt, ich habe überlegt wo „Puthagen“ denn tatsächlich
    liegt. Es ist eine gute Idee diesen Namen für einen fiktiven Ort zu nehmen. Er klingt original
    nach Ostsee.
    Herzliche Grüsse

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  2. Ich finde die Idee mit dem fiktiven Ort sehr gut und der Name klingt auch nach Ostsee. So hast du mehr Möglichkeiten. In meiner neuen Geschichte arbeite ich auch mit fiktiven Orten. Das lässt meiner Kreativität mehr Raum. LG, Susanne

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  3. Ich habe auch schon einen fiktiven Ort in eine reale Umgebung gesteckt.
    In einem meiner Krimis ging es um eine Verschwörung in einem kleinen, abgelegenen Dorf, und die Dorfbewohner kommen insgesamt nicht ganz so gut weg. Da habe ich dann lieber einen Ort erfunden, als es mir direkt mit einem ganzen Ort (und womöglich drumherum) zu verscherzen … 🙂
    Man kann allerdings anhand des Namens und der „Reiseroute“ der Ermittler herausfinden, wo der Ort in etwa liegt.

    Puthagen klingt jedenfalls sehr nach Ostsee und ich hätte es dir auch als real existierenden Ort abgenommen!
    😀

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    • Ja genauso ging es mir auch. Ich hatte einfach Angst, jemand könnte sich „gemeint“ fühlen. Es scheint also bisher niemanden zu stören. Ein interessierter Verlag hatte das nämlich etwas moniert, in dem Sinne, die Leser bevorzugen reale Schauplätze.

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      • Bei mir war das kein Problem. Ich musste nur die Schreibweise ändern, weil es ein Weißbach schon gab – das Weissbach habe ich erfunden.
        Meine Lektorin fand den Einwand jedenfalls nachvollziehbar.

        Dafür musste ich es im Radio-Interview erklären; ich glaube, die Hörer (und Leser) hätten es tatsächlich gern „echt“ gehabt. Allerdings weiß auch nur ich, wen es letztlich getroffen hätte!
        🙂

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